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Was man mit Fragen erreichen kann

Dorothy Leeds, US-Trainerin und Buchautorin, fasst zusammen, was man mit Fragen erreichen kann. Sie sagt: „Wenn Sie es verstehen, kluge Fragen zustellen, sind Sie praktisch in jeder Situation im Vorteil“. Mit Fragen kann man

  • Menschen überzeugen
  • sich Informationen verschaffen
  • anderen seine Ideen vermitteln
  • Klarheit schaffen
  • Mitarbeiter motivieren
  • Probleme lösen
  • kritische Bemerkungen so formulieren, dass sie nicht verletzend wirken
  • Kommunikation zwischen verschiedenen Menschen oder Gruppen zustande bringen
  • Fehler vermeiden
  • Einwände entkräften
  • Zusammenarbeit bewirken
  • andere Menschen dazu bringen, sich klarer auszudrücken
  • Ängste abbauen
  • brisante Situationen entschärfen
  • Risiken in den Griff bekommen

Das sind doch eine Reihe von Argumenten, sich mit dem Thema Fragen auseinander zusetzen.

Fragen aus der Praxis von Ellen Domb

Heute wieder einige spannende Fragen aus dem Buch: Gute Frage!
Ellen Domb, Verlegerin eines Magazins, das sich auf Innovationstechniken spezialisiert hat, sagte, sie führte eine persönliche Liste, die sie zu neuen Ideen inspiriert. Ihrer Meinung nach helfen folgende Fragen, an die Mitarbeiter gestellt, herauszufinden, was den Erfolg bisher blockierte?
1. Wer ist unser Kunde?
2. Was wäre aus Kundenperspektive das ideale Endergebnis?
3. Woher wissen Sie das?
4. Wie überzeugt sind Sie von dem, was Sie zu wissen glauben?
5. Was hält uns davon ab, das ideale Endergebnis zu erreichen?

STOP, START & CONTINUE

Mary Cusack war Abteilungsleiterin in der Produktion von Procter & Gamble und leistete in dieser Zeit einen entscheidenden Beitrag, die traditionelle, gewerkschaftstreue
Werksfabrik in ein Hochleistungszentrum umzukrempeln. Sie kreierte eine Art informelle Evaluierung, die sie STOP, START und CONTINUE nannte und ungefähr alle sechs Monate mit
zahlreichen ihrer Mitarbeiter durchführte. Cusack erklärte, ihre Evaluierung baute auf drei Fragen auf, die Manager sich selbst und anderen regelmässig stellen sollten:

1. Was soll diese Person aus Ihrer Sicht nicht mehr tun? (STOP)
2. Was soll diese Person aus Ihrer Sicht fortan tun? (START)
3. Was soll diese Person aus Ihrer Sicht weiterhin tun, weil es sich bereits als effektiv erwiesen hat? (CONTINUE)

Diese Fragen bildeten die Grundlage eines Formularbogens, den Manager und Mitarbeiter gemeinsam in einem Meeting unter vier Augen ausfüllten. Hinterher behielt der jeweilige Mitarbeiter den Fragebogen. Cusack sagte: „Mit der Zeit fanden die Leute diese Methode weit sinnvoller als die formellen Prüfungen, die einmal jährlich stattfinden.“ Sie führte dies darauf zurück, dass die Fragen einfach und direkt und vor allem der Prozess des Fragens an sich entscheidend sei.

Ich erfuhr zum erstenmal vor 2 Jahren von meinem chinesischen Freund von diesen drei Fragen. Er fragte sich selbst obige Fragen am Ende jeden Jahres und zog die entsprechenden
Konsequenzen.

Gefunden im Buch „Gute Frage“ von Andrew Finlayson.

Führen mit Fragen: Praxisbeispiel Götz Werner

Götz Werner, Chef der Drogeriemarktkette dm, sorgt mit seiner Forderung, dass jeder Bundesbürger ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen soll, länger schon für Schlagzeilen. Über den Blog best-practice-business fand ich das Interview der Wirtschaftswoche „Halte ich meine Mitarbeiter für Tiere oder wirklich für Menschen“, das hier zu finden ist. Ich halte das ganze Interview lesenswert. Im Zusammenhang mit Fragen sprachen mich folgende Passagen besonders an


Götz Werner: „Natürlich. Dann wissen sie genau, was ich von ihnen will, und können scheinbar keinen Fehler mehr machen. Aber ich habe mir irgendwann zum Ziel gesetzt, dass jeder, der mit einer Frage zu mir kommt, mit drei bis fünf Fragen wieder geht.

WiWo: Schafft das nicht Verunsicherung?
Götz Werner: Ein Unternehmen zu führen heißt heute nicht mehr, Menschen zu führen, sondern Bewusstsein zu schaffen. Das erreichen Sie nie mit einer Antwort, denn die beendet das Bewusstsein sofort. Wenn der Chef hingegen eine Frage stellt, gehen die Mitarbeiter auf die Suche.

WiWo: Was sollen sie dabei finden?
Götz Werner: Das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass einen jede Frage auf einen neuen Weg bringt. Und je mehr Leute ich habe, die suchen und erneuern wollen, desto wettbewerbsfähiger werde ich.

Klevere Fragen von Madeleine Homan

Madeleine Homan ist Präsidentin eines Coaching – Unternehmens. Sie glaubt nicht, dass die Leute mehr Motivation brauchen, um kreativ zu sein. Ihrer Meinung nach geht es darum, die Hindernisse zu beseitigen, die sich der Kreativität in den Weg stellen. Hier vier Fragen, die das ihrer Meinung nach bewerkstelligen können:
1. Wenn Sie einen Zauberstab schwenken könnten und damit erreichen, dass dieses Projekt genauso ausgeht, wie Sie es geplant haben, wie sähe es dann aus?
2. Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die sich alle auf die Arbeit beziehen müssten, welche wären das?
3. Wenn Geld keine Rolle spielte, wie würden Sie vorgehen?
4. Wenn Sie mehr Hilfe bekämen, als sie brauchen, wie würden Sie dann vorgehen?

Ich fand diese Fragen im Buch „Gute Frage“ von Andrew Finlayson.

Wie man bessere Fragen an sich selbst stellt

Konstruktives Denken nach Alexander Christiani

„Denken ist reden mit sich selbst“, sagte Imanuel Kant. Bewusstes sprachliches Denken ist ein permanentes Wechselspiel von Frage und Antwort im Selbstgespräch. Ihr Denken wird durch die Fragen gesteuert, die Sie sich selbst stellen. Je besser die Qualität der Frage, desto besser die Antwort und umso besser gelingt Ihnen konstruktives Denken. Nutzen Sie die vier Schlüssel zum konstruktiven Denken des Business-Coaches Alexander Christiani, wenn Sie im emotionalen Sumpf stecken.

1. Schlüssel Lenken Sie Ihr Denken von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
Warum“ ist ursachenorientiert und zeigt in die Vergangenheit. Warum hilft in den seltensten Fällen eine Lösung zu finden, weil sich der Wechsel zum „Wie“ nicht automatisch ergibt. Sprachforscher bezeichnen die „Warum“- Frage auch als eine Frage mit Endlosschleife.“ Alexander Christiani’s Faustformel für den Alltag lautet: „Wie Fragen bringen uns weiter, Warum-Fragen sind die Wurzel vieler Übel.“

Tipp: Ersetzen Sie „Warum“ in Ihren Fragen durch Wie, Was oder Wozu!
Fragen Sie sich:
Wie löse ich das Problem?
Wie gehe ich vor?
Was kann ich tun?
Was ist die gegenwärtige Situation?
Wozu habe ich dieses Problem?

2. Schlüssel Decken Sie negative Unterstellungen auf
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
In der Frage „Warum muss das immer mir passieren? signalisieren die Worte „muss das“ eine Unterstellung. Sie lautet: Im Universum gibt es eine Ursache – Wirkungsbeziehung, die dem Fragenden dieses bittere Schicksal auferlegt. Das tragische am analytischen Denken sind zwei Aspekte, sagt Christiani.
1. Unser Gehirn hinterfragt nicht die stillschweigenden Voraussetzungen unserer Fragen. Es unterstellt diese sogar als wahr.
2. Es ist egal, wie unbeantwortet eine Frage ist, unser Kopf versucht unser Ego zufrieden zustellen und wenigstens ein halbwegs plausible Antwort zu finden.

Tipp: Untersuchen Sie, ob die Frage mit positiven Unterstellungen arbeitet.

Statt: Warum interessiert sich mein Chef nicht für meine Arbeit? fragen Sie sich:
Wie gewinne ich die Aufmerksamkeit meines Chefs? oder
Wie erhalte ich konstruktives Feedback von meinem Chef?

Statt: Warum bin ich so blöd? fragen Sie sich:
Wie nutze ich meine Talente am besten?

3. Schlüssel Wandel Sie negative in positive Zusatzbedingungen um
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
Bei der Frage „Warum muss das immer mir passieren?“ verallgemeinert das Wort „immer“ ein Einzelproblem. Fragen, die mit negativen Zusatzbedingungen an uns gerichtet werden sind uns verhasst. z.B.
Warum kommst du immer zu spät?
Warum kannst du nie Ordnung halten?
Lernst du nie mit deinem Geld umzugehen?
Die Struktur wird selbst dann nicht besser, wenn Sie diese Fragen an sich selbst richten. Christiani empfiehlt in diesen Situationen folgende Formel für positive Zusatzbedingungen einzusetzen.
Formel
1. Gute Zusatzbedingungen sind rational und emotional positiv.
2. Wenn es hart auf hart kommt, dann formulieren sie die Zusatzbedingungen im Konjunktiv.

Praxisbeispiel: Wie soll ich das alles heute noch schaffen?
Diese Frage ist möglicherweise bezüglich des angestrebten Zieles eine gute Frage, jedoch setzen sich die meisten unnötig unter Druck. Als Selbstansporn geht der Schuss eher nach hinten los.
Wandeln Sie obige Frage im 1. Schritt so um:
Wie schaffe ich das heute noch und zwar so, dass ich Spaß dabei habe?

Reicht dieser Schritt noch nicht, weil Sie sich sagen, “ Bei diesem Mist kann ich überhaupt keinen Spaß haben.“, dann schalten Sie den Konjunktiv – Turbo ein.
Wie schaffe ich das heute noch und zwar so, dass ich dabei Spaß haben könnte – zumindest wenn ich dies wollte?

4. Schlüssel Vom Opfer zum Täter – Ändern Sie Ihre Einstellung
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
Bei unserer Ausgangsfrage „Warum muss das immer mir passieren?“ signalisiert der Teil „mir passieren„, dass sich der Fragende zum Opfer der Situation macht.

Hier zwei Beispielfragen eines Opfers: Warum nutzt mich mein Chef immer so unverschämt aus? oder Warum werde ich immer so unverschämt ausgenutzt?

Der Macher fragt sich: Wie setze ich klare Grenzen? oder
Wie schaffe ich eine Arbeitsatmosphäre, die für uns beide förderliche ist?

9 besonders kluge Fragen

Dorothy Leeds fand neun besonders kluge Fragen, die sich in fast jeder Situation anwenden lassen.

1. Wie kann ich Ihnen helfen?
2. Was muss getan werden?
3. Können Sie mir das Verfahren erläutern?
4. Was für ein Gefühl haben Sie dabei?
5. Können Sie mir das näher erklären?
6. Welchen Standpunkt nehmen Sie ein?
7. Können Sie ein paar Gründe nennen, warum es nicht so gegangen ist, wie wir hofften?
8. Was können wir ändern, damit die Sache besser funktioniert?
9. Welche Resultate streben wir in erster Linie an?

Leo Tolstoi’s Fabel "Die drei Fragen"

Diese Fabel erzählt von einem König, der demjenigen einen hohen Lohn verspricht, der ihm beibringen kann, die drei wichtigsten Fragen zu beantworten. Er will wissen, wie man
1. den richtigen Zeitpunkt für eine jede Tat bestimmt,
2. welcher Mensch der wichtigste ist und
3. welche Ziele die wertvollsten sind.
Auf diese Frage erhält er von seinen Untertanen so viele wiedersprüchliche Antworten, dass er schliesslich einen alten weisen Mann aufsucht. Bei ihm lernt der König nun, dass
1. der beste Zeitpunkt jetzt ist,
2. der wichtigste Mensch der ist, mit dem er gerade zusammen ist
3. dass wertvollste Ziel ist, diesem Menschen Gutes zu tun.
Ist das auch etwas für Sie?